11 Tipps für den Schutz von Handy und Privatsphäre

Auf die eigene Privatsphäre und Sicherheit zu achten, ist keine Frage von akuten Gewaltsituationen. Aber gerade bei Gewalt in Beziehungen oder während und nach Trennungen ist es wichtig, persönliche Daten und somit sich selbst zu schützen. Warum der Schutz der eigenen Daten wichtig ist, wird auch hier erklärt: Warum Techniksicherheit?

Stalking und Gewalt durch (Ex-)Partner*innen kann gefährlich sein, ebenso Trennungs-Situationen. Hier findest du eine Unterseite zur Sicherheitsplanung. Eine Fachberatungsstelle kann dir helfen zu entscheiden, wann ein guter Zeitpunkt ist, um deine Geräte in einer solchen Situation abzusichern und wann du damit vielleicht noch warten solltest. Hier Fachberatungsstelle in deiner Nähe finden.

1. Handy immer mit Passwort schützen

Die meisten Handys können mit einer PIN oder einer Tastenkombination vor unbefugten Zugriffen geschützt werden. Solch ein Passwort erschwert es anderen, das Telefon zu benutzen, Nachrichtenverläufe zu lesen oder schädliche Software zu installieren. Auch wenn dein Handy gestohlen wird, ist die Hürde, an persönliche Informationen zu kommen, höher.

Sogenannte "Wischmuster" als Bildschirmsperre sind nicht sicher. Das Fett auf unseren Fingern hinterlässt Spuren auf dem Bildschirm, die ein Nachverfolgen des Musters möglich machen. Informationen dazu, was eine Bildschirmsperre ist und wie du sie auf deinem Smartphone einrichten kannst, findest du bei mobilsicher.de: Bildschirmsperre was ist das?

2. Sichere Passwörter und PINs benutzen

Verwendete Passwörter und Tastenkombinationen sollten nicht leicht zu erraten sein (zum Beispiel der eigene Geburtstag). Für den Schutz des Smartphones können meist auch PINs verwendet werden, die länger als 4 Ziffern sind. Es sollten immer verschiedene Passwörter für verschiedene Accounts benutzt werden.

In konkreten Bedrohungssituationen kann es sinnvoll sein, die bestehenden Passwörter zu ändern. Es ist sonst nicht nötig, Passwörter regelmäßig zu ändern. Wichtiger ist, ein sicheres und einzigartiges Passwort für jeden Dienst und jedes Gerät zu nutzen. Mehr Informationen zur Passworterstellung findest du hier: Sichere Passwörter

3. Privatsphäre- und Sicherheitseinstellungen prüfen

Die Sicherheitseinstellungen des Smartphones erlauben eine grundlegende Kontrolle darüber, welche Anwendungen, die auf dem Handy installiert sind, Zugriff auf bestimmte Daten und Funktionen haben. Die Einstellungen können im Smartphone-Menü meist unter „Einstellungen“ oder „Settings“ vorgenommen werden. Mit den richtigen Sicherheitseinstellungen können die eigenen Daten (z.B. Bilder, Kontakte, Standorte, Gesprächsverläufe etc.) geschützt werden.

4. „Standort mitteilen“ vermeiden

Viele Smartphones können GPS (Global Positioning System; deutsch: Globales Positionsbestimmungssystem) nutzen, um den eigenen Standort zu bestimmen. Dadurch können Apps und andere Anwendungen Informationen über Aufenthaltsorte und Bewegungen sammeln und anderen mitteilen. Es wird empfohlen, die Funktion „Standort mitteilen“ grundsätzlich auszuschalten. Unter „Einstellungen“ oder „Settings“ kann eingestellt werden, welche Anwendungen und Apps Zugriff auf die GPS-Funktion haben sollen. Manche Smartphones und Apps bieten keine spezifische Einstellung an und es gibt Apps, die nur funktionieren, wenn die Funktion „Standort mitteilen“ aktiviert ist. Beim Herunterladen neuer Apps sollte dementsprechend darauf geachtet werden, welche Funktionen voreingestellt sind.

Ortungsdienste auf iOS datensparsam konfigurieren

Standort-Funktionen einstellen bei Android

5. Bluetooth-Funktion deaktivieren

Bluetooth wird benutzt, um Verbindungen zu anderen Geräten herzustellen, zum Beispiel zur Freisprechanlage im Auto. Über Bluetooth können sich aber auch andere Personen Zugang zu Informationen verschaffen, beispielsweise durch Sicherheitslücken in einem veralteten Betriebssystem. Wenn die Bluetooth-Funktion nicht benutzt wird, sollte sie immer deaktiviert sein.

Wenn du den Verdacht hast, dass dir ein Bluetooth-Tracker (z.B. AirTag) untergeschoben wurde, kannst du mit einer App danach suchen. Diese Apps brauchen Zugriff auf Bluetooth und Standort. Um nach Trackern zu suchen, kannst du eine Ausnahme von der Regel machen, dass Bluetooth und Standort ausgeschaltet sein sollen. Eine Frauenberatungsstelle kann dabei helfen abzuwägen, was gerade wichtiger ist. Siehe auch die Unterseite zur Sicherheitsplanung.

6. Passwörter nicht in Apps und Browser speichern

Um schnellen Zugriff auf Online-Konten zu haben, sind bestimmte Anwendungen oft so voreingestellt, dass das Smartphone immer mit dem jeweiligen Account verbunden ist. Dadurch wird das mühsame Einloggen vor jedem Nutzen der Anwendung vermieden. Dies bedeutet aber auch, dass jede Person, die Zugriff auf das entsperrte Smartphone oder den Browser deines Laptops hat, direkt auf die Accounts zugreifen kann, ohne die Login-Daten zu kennen.

Besser ist es, die Passwörter in einem Passwortmanager aufzubewahren. Mehr Hinweise dazu findest du unter „Digitale Dienste sicher nutzen“.

7. Überprüfen der eigenen Apps

Apps, die unbekannt sind und nicht selbst heruntergeladen wurden, sollten gelöscht werden.

Erscheint die App unbekannt, kann es sein, dass sie einfach schon vor einer Weile heruntergeladen wurde und nicht mehr benutzt wird. Es gibt aber auch Apps, die dazu da sind, Smartphone-Aktivitäten wie Gespräche und Suchanfragen zu überwachen oder Informationen an die Person weiterzuleiten, die die App auf dem Handy installiert hat. Dementsprechend ist es wichtig, den Überblick darüber zu haben, welche Apps auf dem Handy installiert sind.

Apps die vom Hersteller des Handys oder des Betriebssystems installiert wurden und notwendig sind, damit das Handy funktioniert, können normalerweise nicht einfach deinstalliert werden. Daher brauchst du keine Sorgen haben, versehentlich etwas kaputt zu machen.

8. Online-Accounts in Verbindung zum Smartphone sichern

Zusätzlich zum Smartphone und dessen Einstellungen, müssen auch die Online-Accounts, die mit dem Smartphone verknüpft sind, ausreichend gesichert sein. Dazu kann gehören: der Online-Account beim Mobilfunkanbieter, Google Play/Apple App-Store, iCloud & Google Drive, der E-Mail-Zugang und Accounts in sozialen Netzwerken. Auch hier sollten die Sicherheitseinstellungen und die Vergabe von Passwörtern überprüft und, wenn möglich, weitere Maßnahmen zum Schutz der Daten vorgenommen werden. Beim Mobilfunkanbieter kann zum Beispiel eine sogenannte Zwei-Faktor- Authentisierung eingerichtet werden. Hier erfolgt die Anmeldung bzw. das Einloggen dann über zwei unabhängige Wege, zum Beispiel über ein Passwort und ein zugesandtes Einmal-Passwort.

Generell sollten Online-Aktivitäten auf verschiedene Geräte verteilt werden. Nicht alle vorhandenen Accounts sollten auch mit dem Handy verknüpft werden.

9. Keine sensiblen Daten auf dem Smartphone speichern

Je weniger sensible Daten (wie Passwörter, amtliche Dokumente, Zugangsdaten oder Fotos) auf dem Smartphone gespeichert werden, umso geringer ist die Chance, dass diese Daten von einer anderen Person verwendet werden.

10. WLAN, Smartphone-Cloud und Apps auf verbundene Geräte prüfen

Informationen können durch einen heimlichen Login abgefangen werden. Beispielsweise durch ein hinzugefügtes Gerät, dass in die iCloud / Google-Cloud deines Smartphones eingeloggt ist. Die heimlich eingeloggte Person kann dann alle Daten einsehen, die auf die Cloud synchronisiert werden. Auch auf Messengern wie WhatsApp ist es möglich, einen Zugriff vom Browser zu aktivieren. Über den Zugriff zum Router können teilweise der Datenverkehr und die Telefonverbindungen ausgespäht werden. Daher ist es wichtig, unbekannte oder unerwünscht eingeloggte Geräte aus allen Geräten und Diensten zu entfernen.

11. Sich Unterstützung holen

Bei Problemen mit den Handyeinstellungen und bei Fragen zu Sicherheit und Privatsphäre können Fachmenschen weiterhelfen. Es ist am sichersten, sich dabei von professionellen Personen unterstützen zu lassen. Du kannst aber auch Freund*innen oder Bekannte um Hilfe bitten, denen du vertraust. In manchen Fällen können Beraterinnen aus den Fachberatungsstellen helfen oder Expert*innen empfehlen. Medienprojekte oder Organisationen, die sich mit Datenschutz befassen, können auch Informationen zu Sicherheitseinstellungen geben.

Viele nützliche Informationen findest du auf der Unterseite mit anderen Hilfs- und Informationsangeboten.